Inhalt der Packungsbeilage des Arzneimittels ALKINDI 2mg granulat in zu öffnenden kapseln verpackt
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Alkindi 0,5 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Alkindi 1 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Alkindi 2 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Alkindi 5 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Alkindi 0,5 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Jede Kapsel enthält 0,5 mg Hydrocortison.
Alkindi 1 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Jede Kapsel enthält 1 mg Hydrocortison.
Alkindi 2 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Jede Kapsel enthält 2 mg Hydrocortison.
Alkindi 5 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Jede Kapsel enthält 5 mg Hydrocortison.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Granulat zur Entnahme aus Kapseln.
Das Granulat ist weiß bis gebrochen weiß und in einer transparenten farblosen Hartkapsel(Größe 00el) enthalten.
Alkindi 0,5 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Die Kapsel trägt den Aufdruck 'INF-0.5“ in roter Tinte.
Alkindi 1 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Die Kapsel trägt den Aufdruck 'INF-1.0“ in blauer Tinte.
Alkindi 2 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Die Kapsel trägt den Aufdruck 'INF-2.0“ in grüner Tinte.
Alkindi 5 mg Granulat zur Entnahme aus Kapseln
Die Kapsel trägt den Aufdruck 'INF-5.0“ in grauer Tinte.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Ersatztherapie bei Nebenniereninsuffizienz bei Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen (ab der
Geburt bis unter 18 Jahre).
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
DosierungDie Dosis muss abhängig vom Ansprechen des Patienten individuell angepasst werden. Es soll dieniedrigstmögliche Dosis angewendet werden.
Das klinische Ansprechen auf die Behandlung ist zu überwachen und die Patienten müssenengmaschig auf Anzeichen beobachtet werden, die möglicherweise eine Dosisanpassung erforderlichmachen. Hierzu zählen Veränderungen im klinischen Zustand, die infolge einer Remission oder
Verschlechterung der Krankheit, durch das individuelle Ansprechen auf das Arzneimittel oder durch
Stress (z.B. Operation, Infektion, Trauma) auftreten können. In Zeiten mit hoher Stressbelastung kanneine zeitweilige Erhöhung der Dosis erforderlich sein.
Ersatztherapie bei primärer und sekundärer Nebenniereninsuffizienz
Alkindi wird als orale Ersatztherapie in Form eines Granulats gegeben und gemäß der klinischen
Praxis angewendet. Die Dosiseinstellung erfolgt individuell abhängig vom klinischen Ansprechen des
Patienten.
Die empfohlenen Ersatzdosen von Hydrocortison betragen 8-10 mg/m2/Tag bei Patienten mit reiner
Nebenniereninsuffizienz und 10-15 mg/m2/Tag bei Patienten, die zusätzlich am adrenogenitalen
Syndrom (AGS) leiden. Die Anwendung erfolgt normalerweise aufgeteilt auf drei oder vier
Einzelgaben.
Bei Patienten, bei denen noch eine verbleibende endogene Cortisolproduktion besteht, ist eineniedrigere Dosierung möglicherweise ausreichend.
In Situationen mit hoher körperlicher und/oder psychischer Stressbelastung benötigen die Patientenmöglicherweise höhere Dosisgaben, vor allem nachmittags oder abends.
Vor Operationen, während schwerer Verletzungen oder Erkrankungen bei Patienten mit bekannter
Nebenniereninsuffizienz oder zweifelhaften Nebennierenreserven
Vor Operationen muss der Anästhesist informiert werden, wenn der Patient Corticosteroide anwendetoder angewendet hat.
In weniger schwerwiegenden Situationen, in denen keine parenterale Gabe von Hydrocortisonerforderlich ist (z.B. bei leichten Infektionen, mittelschwerem Fieber jeglicher Ursache und
Stresssituationen wie kleineren chirurgischen Eingriffen), sollte besonders auf die Möglichkeit des
Auftretens einer akuten Nebenniereninsuffizienz geachtet werden und die normale tägliche orale
Ersatzdosis sollte zeitweilig erhöht werden. Die tägliche Gesamtdosis von Alkindi sollte in diesem
Fall auf das Doppelte oder Dreifache der üblichen Dosis gesteigert werden. Am Ende der zeitweiligen
Erkrankungsepisode können die Patienten wieder zu ihrer normalen Ersatzdosis von Alkindizurückkehren.
In schwerwiegenden Situationen ist eine sofortige Dosiserhöhung erforderlich, und die orale
Hydrocortisongabe muss durch eine parenterale Behandlung ersetzt werden. Eine parenterale
Anwendung von Hydrocortison ist während vorübergehender Krankheitsepisoden wie schweren
Infektionen, insbesondere bei Gastroenteritis mit Erbrechen und/oder Durchfall, hohem Fieberjeglicher Ursache sowie bei starkem körperlichem Stress, beispielsweise bei einem schweren Unfalloder einer Operation unter Allgemeinnarkose, angezeigt. Wenn eine parenterale Gabe von
Hydrocortison erforderlich ist, sollte die Anwendung in einer Einrichtung erfolgen, in der
Reanimationsausrüstungen für den Fall einer adrenalen Krise vorhanden sind.
Umstellung von herkömmlichem oralem Glucocorticoid auf Alkindi
Bei der Umstellung von Patienten von einer herkömmlichen oralen Hydrocortisonersatztherapie, in
Form von zerkleinerten Tabletten oder als Rezeptur hergestellt, auf Alkindi kann eine identischetägliche Gesamtdosis gegeben werden. Alkindi ist therapeutisch gleichwertig mit herkömmlichenoralen Hydrocortisonformulierungen. Wenn ein Patient von einer anderen Hydrocortisonformulierungauf Alkindi umgestellt wird, kann eine ungenaue Dosierung, die bei anderen oralen
Hydrocortisonformulierungen möglich ist, einen relativen Abfall der Hydrocortisonexposition unterder gleichen nominalen Dosis hervorrufen, was zu Symptomen einer Nebenniereninsuffizienz bzw.adrenalen Krise führen kann (siehe Abschnitt 4.4).
Versäumte oder unvollständig eingenommene Dosis
Wenn eine volle Dosis Alkindi ausgelassen wurde, muss diese Dosis so bald wie möglich gegebenwerden. Die nächste Dosis ist zum üblichen Zeitpunkt zu geben, auch wenn das Kind dadurch zwei
Dosen gleichzeitig erhält.
Patienten und/oder Betreuungspersonen sollten angewiesen werden, ihren Arzt zu kontaktieren, wennder Großteil des Granulats einer Dosis hochgewürgt, erbrochen oder ausgespuckt wird. Einezusätzliche Dosis kann erforderlich sein, um eine Nebenniereninsuffizienz zu vermeiden.
Art der AnwendungDas Granulat muss oral angewendet werden und darf nicht gekaut werden. Die Kapselhülle darf nichtgeschluckt werden, sondern muss wie folgt vorsichtig geöffnet werden:
- Die Kapsel wird mit dem Dosisaufdruck nach oben gehalten und mit dem Finger angetippt, sodass sich das gesamte Granulat in der unteren Kapselhälfte absetzt.
- Das Unterteil der Kapsel wird leicht zusammengedrückt.
- Das Oberteil der Kapsel wird abgedreht.
- Das Granulat wird entweder direkt auf die Zunge des Kindes gestreut, oder das Granulat wirdauf einen Löffel gestreut und damit in den Mund des Kindes geben. Falls das Kind weiche
Speisen zu sich nehmen kann, kann das Granulat auf einen Löffel mit kalter oderzimmertemperierter weicher Nahrung (z.B. Joghurt oder Fruchtpüree) gestreut und danachsofort gegeben werden.
- Unabhängig von der verwendeten Methode wird die Kapsel angetippt, um sicherzustellen, dassdas gesamte Granulat entnommen wird.
Sofort nach der Einnahme sollte Flüssigkeit zum Nachtrinken gegeben werden (z.B. Wasser, Milch,
Brustmilch oder Flaschennahrung), um sicherzustellen, dass das gesamte Granulat geschluckt wird.
Wenn das Granulat auf einen Löffel mit weicher Nahrung gestreut wird, sollte diese sofort (innerhalbvon 5 Minuten) gegeben werden und nicht zur späteren Verwendung aufbewahrt werden.
Das Granulat darf nicht in Flüssigkeit gegeben werden, da dabei möglicherweise nicht die gesamte
Dosis eingenommen würde. Die Flüssigkeit könnte auch die Geschmacksmaskierung beeinträchtigenund so den bitteren Geschmack von Hydrocortison zum Vorschein bringen.
Granulat nicht über eine transnasale Magensonde geben, da die Gefahr besteht, dass die Sondeblockiert wird (siehe Abschnitt 4.4).
Genaue Abbildungen zur Anwendung des Granulats sind in der Packungsbeilage enthalten.
4.3 Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen
Bestandteile.
Patienten mit Dysphagie oder frühgeborene Säuglinge, bei denen die orale Nahrungsaufnahme nochnicht etabliert ist.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Adrenale Krise
Wenn das Kind erbricht oder akut erkrankt, sollte unverzüglich eine parenterale Hydrocortisongabeeingeleitet werden. Die Betreuungspersonen des Kindes sollten darin geschult sein, in Notfällen einesolche Anwendung vorzunehmen.
Bei plötzlichem Absetzen der Behandlung mit Hydrocortison besteht die Gefahr, dass es zu eineradrenalen Krise und zum Tod kommt. Durch zu schnelles Absetzen von Corticosteroiden kann einearzneimittelinduzierte sekundäre Nebenniereninsuffizienz auftreten; das Risiko hierfür kann durcheine allmähliche Dosisreduktion reduziert werden. Eine solche relative Insuffizienz kann nach
Absetzen der Therapie noch mehrere Monate fortbestehen. Wenn in dieser Zeit Stresssituationenauftreten, sollte die Corticosteroidtherapie daher wieder aufgenommen werden.
Bei der Umstellung von herkömmlichen oralen Hydrocortisonformulierungen, zerkleinert oder als
Rezeptur hergestellt, auf Alkindi kann eine adrenale Krise auftreten. In der ersten Woche nach der
Umstellung wird eine engmaschige Überwachung der Patienten empfohlen. Angehörige der
Gesundheitsberufe sollten Pflegepersonen und Patienten darauf hinweisen, dass zusätzliche Dosen von
Alkindi verabreicht werden sollten, wenn Symptome einer Nebenniereninsuffizienz festgestelltwerden. Wenn dies erforderlich ist, sollte eine Erhöhung der täglichen Gesamtdosis von Alkindi in
Erwägung gezogen und unverzüglich ärztlicher Rat eingeholt werden.
ImpfungenEin Ersatz von Corticosteroiden bei Nebenniereninsuffizienz führt nicht zu Immunsuppression undstellt daher keine Kontraindikation für die Gabe von Lebendimpfstoffen dar.
InfektionenBei der Hydrocortison-Ersatztherapie ist keine Erhöhung des Infektionsrisikos zu erwarten, alleauftretenden Infektionen sind jedoch stringent zu behandeln und es muss frühzeitig mit der Gabe von
Stressdosen von Steroiden begonnen werden (siehe Abschnitt 4.2). Bei Patienten mit
Nebenniereninsuffizienz besteht bei Infektionen die Gefahr einer lebensbedrohlichen adrenalen Krise.
Daher ist eine erhöhte klinische Wachsamkeit für Infektionen erforderlich und bei Infektionsverdachtist frühzeitig ein Spezialist zu konsultieren.
Unerwünschte Wirkungen der Corticosteroid-Ersatztherapie
Die meisten unerwünschten Wirkungen von Corticosteroiden sind von der Dosis und der
Expositionsdauer abhängig. Bei der Anwendung von Corticosteroiden als Ersatztherapie sindunerwünschte Wirkungen daher weniger wahrscheinlich.
Corticosteroide können bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen zu möglicherweise irreversiblen
Wachstumsverzögerungen führen. Zur Behandlung sollte die geringstmögliche Dosis eingesetztwerden, die zur Erzielung der gewünschten klinischen Wirkung erforderlich ist. Falls eine
Dosisreduktion möglich ist, sollte diese allmählich erfolgen. Eine übermäßige Gewichtszunahme beigleichzeitiger Verringerung des Längenwachstums und andere Anzeichen oder Symptome eines
Cushing-Syndroms sind ein Hinweis darauf, dass die Glucocorticoid-Ersatztherapie zu hoch dosiertist. Bei Säuglingen ist eine engmaschige Überwachung erforderlich. Wachstum, Blutdruck und
Allgemeinbefinden sollten mindestens alle drei bis vier Monate kontrolliert werden.
Eine hoch dosierte Steroid-Ersatztherapie kann bei Kindern zu einer Beeinträchtigung der
Knochenmineraldichte führen. Es sollte, abhängig vom individuellen Ansprechen des Patienten, dieniedrigste wirksame Steroiddosis gegeben werden.
Die Patienten und/oder ihre Betreuungspersonen sind darauf hinzuweisen, dass bei erwachsenen
Patienten unter Ersatzdosen von Hydrocortison potenziell schwere psychiatrische Nebenwirkungenwie Euphorie, Manie, Psychose mit Halluzinationen und Delirium beobachtet wurden (siehe Abschnitt4.8). Die Symptome treten meist innerhalb einiger Tage oder Wochen nach Behandlungsbeginn auf.
Bei hoher Dosierung/systemischer Exposition ist das Risiko möglicherweise höher (siehe auch
Abschnitt 4.5), die Dosierung lässt jedoch keine Vorhersage bezüglich des Einsetzens, der Art, des
Schweregrads oder der Dauer der Reaktionen zu. Die meisten Reaktionen klingen nach einer
Dosisreduktion oder nach Absetzen der Behandlung ab, es kann jedoch eine spezifische Behandlungerforderlich sein. Die Patienten/Betreuungspersonen sollten angehalten werden, ärztlichen Rateinzuholen, wenn bedenkliche psychologische Symptome auftreten, insbesondere wenn ein Verdachtauf depressive Verstimmung oder auf Suizidgedanken besteht. Die Patienten/Betreuungspersonensollten auch wachsam für mögliche psychische Störungen sein, die während oder unmittelbar nachdem Ausschleichen/Absetzen systemischer Steroide auftreten können; solche Reaktionen wurdenjedoch nur selten berichtet.
In seltenen Fällen wurden unter Corticosteroidbehandlung anaphylaktoide Reaktionen beobachtet,insbesondere bei Patienten, bei denen bereits anamnestisch Arzneimittelallergien aufgetreten waren.
SehstörungenBei der systemischen und topischen Anwendung von Corticosteroiden können Sehstörungen berichtetwerden. Wenn Patienten mit Symptomen wie verschwommenem Sehen oder anderen Sehstörungenvorstellig werden, sollten sie zur Ursachenabklärung an einen Augenarzt überwiesen werden. Zu denmöglichen Ursachen gehören Katarakte, Glaukome oder seltene Erkrankungen wie die zentrale seröse
Chorioretinopathie, die nach der systemischen und topischen Therapie mit Corticosteroiden berichtetwurden.
Ausscheidung von Granulat
Da der innere Teil der Körnchen nach Freisetzung des Wirkstoffs nicht vom Darm resorbiert wird,sind im Stuhl manchmal Granulatreste sichtbar. Dies bedeutet nicht, dass das Arzneimittel seine
Wirkung nicht entfaltet hat, und der Patient sollte deshalb keine zusätzliche Dosis einnehmen.
Ernährung über transnasale Magensonde
Alkindi Granulat ist nicht zur nasogastralen Anwendung geeignet, da es die Sonde blockieren kann.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Hydrocortison wird über das Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4) metabolisiert. Die gleichzeitige Gabevon Arzneimitteln, die als CYP3A4-Inhibitoren oder -Induktoren wirken, kann daher zuunerwünschten Veränderungen in der Serumkonzentration von Alkindi und zum Risiko von
Nebenwirkungen, insbesondere einer adrenalen Krise, führen. Bei der Anwendung solcher
Arzneimittel ist vermutlich eine Dosisanpassung erforderlich und die Patienten sollten engmaschigüberwacht werden.
Arzneimittel, die CYP3A4 induzieren und bei denen die Dosis von Alkindi möglicherweise erhöhtwerden muss, sind unter anderem:
- Antikonvulsiva: Phenytoin, Carbamazepin und Oxcarbazepin
- Antibiotika: Rifampicin und Rifabutin
- Barbiturate einschließlich Phenobarbital und Primidon
- Antiretrovirale Arzneimittel: Efavirenz und Nevirapin
Arzneimittel/Substanzen, die CYP3A4 hemmen und bei denen die Dosis von Alkindi möglicherweisereduziert werden muss, sind unter anderem:
- Antimykotika: Itraconazol, Posaconazol, Voriconazol
- Antibiotika: Erythromycin und Clarithromycin
- Antiretrovirale Arzneimittel: Ritonavir
- Grapefruitsaft
- Lakritz
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
SchwangerschaftHydrocortison kann als Ersatztherapie während der Schwangerschaft angewendet werden.
Hydrocortison wird vorzugsweise durch plazentare 11βHSD2 zu inaktivem Cortison metabolisiert,wodurch die fetale Exposition reduziert wird. Es liegen keine Hinweise darauf vor, dass eine
Hydrocortisonersatztherapie bei schwangeren Frauen mit negativen Auswirkungen für den Fetusassoziiert ist..
Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität von Corticosteroiden gezeigt (siehe
Abschnitt 5.3).
StillzeitHydrocortison kann als Ersatztherapie während der Stillzeit angewendet werden. Hydrocortison gehtin die Muttermilch über. Die bei der Hydrocortisonersatztherapie verwendeten Hydrocortisondosenhaben vermutlich jedoch keine klinisch signifikanten Auswirkungen auf das Kind.
FertilitätZu den möglichen Auswirkungen von Alkindi auf die Fertilität liegen keine Daten vor.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
MaschinenAlkindi hat keinen oder einen vernachlässigbaren Einfluss auf die Fähigkeit, Geschick erfordernde
Aufgaben (z. B. Fahrrad fahren) auszuführen oder Maschinen zu bedienen.
4.8 Nebenwirkungen
Zusammenfassung des SicherheitsprofilsInsgesamt 30 gesunde (jedoch Dexamethason-supprimierte) erwachsene männliche Probanden in zwei
Phase-I-Studien sowie 24 pädiatrische Patienten mit Nebenniereninsuffizienz in zwei Phase-III-
Studien wurden mit Alkindi behandelt. In keiner der Studien traten irgendwelche Nebenwirkungenoder adrenalen Krisen auf.
In der klinischen Praxis waren die meisten Nebenwirkungen vorübergehend und selbstlimitierend,adrenale Krisen wurden jedoch bei der Umstellung von anderen Hydrocortisonpräparaten beobachtet.
Daher wird eine Überwachung der Patienten während der Umstellung empfohlen (siehe Abschnitt4.4).
Tabellarische Auflistung der NebenwirkungenDie folgenden Nebenwirkungen wurden in der Fachliteratur bei erwachsenen Patienten unter anderen
Hydrocortison-haltigen Arzneimitteln berichtet, wenn diese als Ersatztherapie bei
Nebenniereninsuffizienz gegeben wurden; die Häufigkeit ist nicht bekannt (auf Grundlage derverfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Tabelle 1 - Nebenwirkungen
MedDRA-Systemorganklasse Häufigkeit: nicht bekannt
Psychiatrische Erkrankungen Psychose mit Halluzinationen und Delirium
Manie
Euphorie
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Gastritis
Übelkeit
Erkrankungen der Nieren und Harnwege Hypokaliämische Alkalose
Beschreibung ausgewählter NebenwirkungenWenn ein Patient von einer anderen Hydrocortisonformulierung auf Alkindi umgestellt wird, kanneine ungenaue Dosierung, die bei anderen oralen Hydrocortisonformulierungen möglich ist, einenrelativen Abfall der Hydrocortisonexposition unter der gleichen nominalen Dosis hervorrufen, was zu
Symptomen einer Nebenniereninsuffizienz wie Müdigkeit, übermäßigem Schlafen und Trinkschwächebzw. zu einer adrenalen Krise führen kann (siehe Abschnitt 4.4).
Bei historischen Kohorten erwachsener Patienten, die seit ihrer Kindheit gegen AGS behandeltwerden, wurden eine verringerte Knochenmineraldichte und eine erhöhte Frakturhäufigkeit sowie
Wachstumsverzögerungen beobachtet (siehe Abschnitt 4.4). Es ist unklar, ob diese mit dem aktuellen
Hydrocortison-Ersatzregime im Zusammenhang stehen.
Meldung des Verdachts auf NebenwirkungenDie Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sieermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels.
Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung überdas in Appendix V aufgeführte nationale Meldesystem anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
In seltenen Fällen wurden nach einer Überdosierung von Hydrocortison eine akute Toxizität und/oder
Todesfälle berichtet. Ein Antidot existiert nicht. Bei durch chronische Vergiftung verursachten
Reaktionen ist vermutlich keine Behandlung erforderlich, es sei denn der Patient leidet an einer
Erkrankung, die ihn besonders anfällig für negative Effekte von Hydrocortison macht. In diesem Fallsollte bei Bedarf eine systematische Behandlung eingeleitet werden.
Die biologische Halbwertszeit von Hydrocortison beträgt etwa 100 Minuten.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Corticosteroide zur systemischen Anwendung, Glucocorticoide,
ATC-Code: H02AB09
WirkmechanismusHydrocortison ist ein Glucocorticoid. Glucocorticoide sind natürlich vorkommende und synthetischhergestellte Nebennieren-Steroide, die schnell aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert werden.
Pharmakodynamische WirkungenHydrocortison gilt als das wichtigste von der Nebennierenrinde gebildete Corticosteroid. Natürlichvorkommende Glucocorticoide (Hydrocortison und Cortison), die auch salzretinierend wirken, werdenals Ersatztherapie bei Nebenniereninsuffizienz eingesetzt. Wegen ihrer potentenentzündungshemmenden Wirkungen werden sie auch bei Erkrankungen zahlreicher Organsystemeeingesetzt. Glucocorticoide haben tiefgreifende und vielseitige metabolische Wirkungen. Siemodifizieren zudem die Immunantwort des Körpers auf verschiedene Reize.
Klinische Wirksamkeit und SicherheitKinder und JugendlicheDie pivotale Studie war eine offene, monozentrische Einzeldosisstudie mit 24 pädiatrischen Patientenunter 6 Jahren, die aufgrund von AGS, primärer Nebenniereninsuffizienz oder Hypopituitarismus eine
Nebenniereninsuffizienz-Ersatztherapie benötigen. An der Studie nahmen drei konsekutive Kohortenteil; die erste umfasste 12 Patienten von 2 Jahren bis unter 6 Jahre, die zweite umfasste 6 Patientenvon 28 Tagen bis unter 2 Jahre, und die dritte umfasste 6 Neugeborene von der Geburt bis unter28 Tage.
Bei 23 dieser 24 Patienten bestand ein diagnostiziertes AGS und bei einem Patienten eindiagnostizierter Hypopituitarismus mit Hypothyreose. Bei einem Patienten lag eine renale Hypoplasie,bei einem Patienten eine atopische Dermatitis und bei einem Patienten eine Rhinitis vor. Die Studiebeinhaltete eine einzelne Gabe von Alkindi-Granulat in einer Dosis, die der Dosierung desüblicherweise von dem Patienten verwendeten Glucocorticoids am Morgen zuvor entsprach. Die
Alkindi-Dosis reichte von 1 mg bis 4 mg. Die Eltern/Pflegepersonen (und nach Möglichkeit die
Kinder) beurteilten nach der Gabe den Geschmack von Alkindi auf einer 5-stufigen Likert-Skala.
Da es sich um eine Einzeldosisstudie handelte, erfolgte die primäre Wirksamkeitsbeurteilung durch
Messung des Serumcortisols nach 60 Minuten. Bei allen 24 Patienten erhöhte Alkindi die Cortisol-
Werte gegenüber der Baseline erwartungsgemäß: medianer Cortisol-Wert bei Baseline 14,1 nmol/l(Spannweite 14,1 - 104,5), mediane Cmax 535,2 nmol/l (Spannweite 346,2 - 1445,1).
Der Geschmack von Alkindi wurde positiv beurteilt. Von den Eltern und Pflegepersonen, die die
Erfahrung des Kindes mit der Einnahme des Arzneimittels beurteilen sollten, stimmten 82,6% (n=23)zu bzw. stark zu, dass Alkindi für das Kind leicht zu schlucken war; 65,2% stimmten zu/stark zu, dassdas Kind nach Gabe von Alkindi eine positive Reaktion zeigte; 95,5% wären damit einverstanden,ihrem Kind in Zukunft Alkindi zu geben; und 95,5% gaben an, dass sie Alkindi für die Behandlungdes Kindes der gewöhnlichen Hydrocortison-Formulierung vorziehen würden. Sechs der 12 Kinder in
Kohorte 1 (Altersbereich 2,6 bis 4,7 Jahre) füllten einen angepassten Geschmacksfragebogen aus.≥ 50% der Befragten beurteilten den Geschmack, das Mundgefühl und die Schluckbarkeit als sehr gutund gaben an, dass sie das Arzneimittel wahrscheinlich wieder anwenden würden. 68,8% dergesunden erwachsenen Probanden beschrieben den Geschmack als neutral.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
ResorptionNach oraler Gabe wird Hydrocortison rasch aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert; orales Alkindi4x5 mg wies bei Dexamethason-supprimierten gesunden erwachsenen männlichen Probanden im
Vergleich zu intravenös angewendetem Hydrocortison eine Bioverfügbarkeit von ca. 87% auf.
Die Gabe von Alkindi zusammen mit weichen Speisen (Joghurt und Fruchtpüree) wurde in vitrountersucht; dabei wurde keine signifikante Auswirkung auf die Auflösung festgestellt. Eine In-vivo-
Studie an gesunden Freiwilligen zeigte keinen signifikanten Unterschied in der Gesamtexposition,wenn Alkindi nüchtern oder zusammen mit Nahrung angewendet wurde.
Verteilung90% oder mehr des zirkulierenden Hydrocortisons sind reversibel an Protein gebunden.
Die Bindung erfolgt an zwei Proteinfraktionen: das eine, ein Corticosteroid-bindendes Globulin, ist ein
Glykoprotein; das andere ist Albumin.
BiotransformationHydrocortison wird in der Leber und in den meisten Körpergeweben zu seinen hydrierten Formen und
Abbauprodukten wie Tetrahydrocortison und Tetrahydrocortisol metabolisiert. Diese werden über den
Harn ausgeschieden, größtenteils in Form von Glucuronid-Konjugaten, ein sehr kleiner Anteil aberauch als unverändertes Hydrocortison.
Die terminale Halbwertszeit von Hydrocortison beträgt bei Dexamethason-supprimierten gesundenerwachsenen männlichen Probanden nach intravenöser Anwendung und nach oraler Gabe von
Hydrocortison-Tabletten und Alkindi 1,5 Stunden.
Es sind keine Untersuchungen bei Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktiondurchgeführt worden.
5.3 Präklinische Sicherheitsdaten
Die Gabe von Corticosteroiden an trächtige Tiere kann Abnormalitäten in der fetalen Entwicklung wie
Gaumenspalten, intrauterine Wachstumsverzögerungen und Auswirkungen auf Gehirnwachstum und -entwicklung verursachen.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Granulat
Mikrokristalline Cellulose
Hypromellose
Magnesiumstearat
Ethylcellulose
Kapsel
Hypromellose
DrucktinteSchellack
Propylenglycolkonzentrierte Ammoniak-Lösung
Alkindi 0,5-mg-Kapseln (rote Tinte)
Eisen(III)-oxid (E172)
Kaliumhydroxid
Alkindi 1-mg-Kapseln (blaue Tinte)
Indigocarmin (E132)
Alkindi 2-mg-Kapseln (grüne Tinte)
Indigocarmin (E132)
Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172)
Titandioxid (E171)
Alkindi 5-mg-Kapseln (graue Tinte)
Titandioxid (E171)
Eisen(II,III)-oxid (E172)
Kaliumhydroxid
6.2 Inkompatibilitäten
6.3 Haltbarkeit
3 Jahre.
Nach dem ersten Öffnen: 60 Tage.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30°C lagern. In der Originalflasche aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Die Kapseln werden in Flaschen aus Polyethylen hoher Dichte mit Polypropylenverschluss mitintegriertem Trockenmittel geliefert.
Packungsgröße:1 Flasche mit 50 Kapseln
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
HandhabungNicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterialien ist entsprechend den nationalen Vorschriftenzu beseitigen.
7. INHABER DER MARKETING-ERLAUBNIS
Neurocrine Netherlands B.V.
Van Heuven Goedhartlaan 935 A1181LD Amstelveen
Niederlandediurnalinfo@neurocrine.com
8. GENEHMIGUNGSNUMMER(N)
EU/1/17/1260/001
EU/1/17/1260/002
EU/1/17/1260/003
EU/1/17/1260/004
9. DATUM DER ERSTEN GENEHMIGUNG/ERWEITERUNG DER GENEHMIGUNG
ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 09. Februar 2018
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 09. November 2022
10. DATUM DER ÜBERARBEITUNG DES TEXTs
Ausführliche Informationen zu diesem Arzneimittel sind auf den Internetseiten der Europäischen
Arzneimittel-Agentur verfügbar: http://www.ema.europa.eu